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Fuckups beim Hobbybrauen: Die häufigsten Fehler und wie du sie vermeidest

  • Autorenbild: Holger Dülberg
    Holger Dülberg
  • 3. Feb.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Apr.

Als leidenschaftlicher Hobbybrauer weiß ich aus erster Hand: Der Weg zum perfekten Bier ist mit zahlreichen Herausforderungen gepflastert. Warum backt der Rotz ständig am Boden des Kessels an? Warum wird die Würze nicht jodnormal? Bei wie viel Zucker pro Liter fliegt mir die Karbonisierung um die Ohren? Wirklich jeder Brauer - egal ob vom Hopfengott gesegnet oder nicht - hat mal Probleme. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm, weil es durchaus menschlich ist und zu viele Faktoren einen Brautag bestimmen. Lasst uns aufräumen mit der Mär des “Ich habe noch nie Probleme beim Brauen gehabt”. 


In diesem Blogartikel möchte ich einige meiner Fuckups beim Hobbybrauen teilen und euch Tipps an die Hand geben, wie ihr sie vermeidet.



Malz (zu fein): Warum backt das Malzmehl ständig am Boden an?


  • 💩 Das Problem: Beim Maischen fängt es irgendwann an, nach Röstmalz zu riechen. Da ist doch schon wieder Malzmehl am Maischebottich festgebacken. Ein Ärgernis.

  • 💡Was habe ich gelernt:

    • Den richtigen Walzenabschand der Malzmühle finden (für die meisten Korngrößen eignet sich ein Abstand zwischen 1,2 - 1,4 mm).


Malz (zu grob): Ich glaube, mein Refraktometer spinnt. Ich komme nie im Leben auf die gewünschte Dichte / Stammwürze!


  • 💩 Das Problem: Ich habe mal ein “Session” Sauerbier fabriziert, mit schlanken 3,8 % Alkohol. Es kam zwar richtig gut an, aber ich hatte eigentlich 5,5 % Alkohol angepeilt.

  • 🔍Was ist passiert? Ich habe mein Malz zu grob geschrotet, es wurde somit nicht genug Stärke in Zucker umgewandelt - zum Nachteil der Stammwürze. Aus lauter Blauäugigkeit habe ich zusätzlich vergessen, die Nachgussmenge zu reduzieren. So war die Katastrophe perfekt. 

  • 💡Was habe ich gelernt:

    • Auf den richtigen Walzenabstand der Malzmühle kommt es an.

    • Nachgussmenge reduzieren bei zu geringer Stammwürze.


Jodprobe immer wieder negativ: Warum wird die Würzeprobe nicht jodnormal?


  • 💩 Das Problem: Eines der häufigeren Probleme, nicht nur bei Anfängern: Die Jodprobe beim Maischen wird nicht jodnormal.

  • 🔍Was ist passiert? Die Jodprobe wird durchgeführt, um festzustellen, ob die Stärke vollständig verzuckert ist. Dazu entnimmt man der Maische eine Probe (1 Esslöffel) und träufelt einen Tropfen Jod darauf. Verfärbt sich die Probe violett bis schwarz, so ist die Verzuckerung noch nicht abgeschlossen (man spricht von einer Jodnegativprobe). Ist die Verzuckerung abgeschlossen, färbt sich die Probe nur schwach orange.  

  • 💡Was habe ich gelernt: Probiert folgende Lösungsvorschläge aus.

    • Malz ist zu grob: Den richtigen Walzenabstand einstellen

    • Temperatur beim Maischen ist zu niedrig: Nutze ein Thermometer / verlängere das Maischen

    • Würze zirkuliert nicht: Wenn deine Würze nicht zirkuliert, wird der Zucker auch nicht “rausgewaschen” bzw. können die Enzyme im Malz nicht arbeiten, so dass der Zucker nicht freigesetzt wird. 

  • Weiterlesen: Mashcamp Jodprobe


Läuterdesaster: 45 min und noch kein Ende in Sicht. Was habe ich falsch gemacht?


  • 💩 Das Problem: Keine Kanalbildung, kein Abfließen, die Masse wirkt “gummiartig”. Dies sind häufige Probleme bei “Problemschüttungen”, d.h. Malzmischungen mit hohem Weizen- oder Roggenanteil. 

  • 🔍Was ist passiert? Weizen- und Roggen sind eiweißreicher als Gerste. Bei der Kombirast wird zwar Zucker, aber zu wenig Eiweiß freigesetzt. Die Folge: Der Läuterbottich verstopft. Es bilden sich keine Kanäle. Der Nachguss läuft nicht ab. 

  • 💡Was habe ich gelernt:

    • Für Roggen: Beginne den Maischevorgang mit einer Gummirast (35 - 40 ° Celsius)

    • Für Weizen: Beginne den Maischevorgang mit einer Eiweißrast (47 - 53 ° Celsius).

  • Weiterlesen: Meine Go-To-Standardwerke



Lasst uns über Probleme reden. Was ist dir schon mal passiert?

  • 0%Malz zu fein

  • 0%Malz zu grob

  • 0%Jodprobe immer wieder negativ

  • 0%Läuterdesaster



Maischekessel (bad gear): Das Ding geht einfach aus, mitten beim Maischen. Wie kann das sein?


  • 💩 Das Problem: Die meisten der hier beschriebenen Probleme sind lösbar und am Ende hat man zwar nicht das beste Bier gebraut, aber immerhin eines. Wenn mitten im Brauvorgang der Maischebottich ausgeht, ist der Brautag schnell vorbei und der Ärger groß.

  • 🔍Was ist passiert? Entweder hast du das Malz zu fein gewalzt und es backt nun als Malzmehl am Boden des Einkochers an oder es handelt sich um einen nicht einordbaren technischen Defekt. 

  • 💡Was habe ich gelernt:

    • Malz brennt an: Einkocher reinigen und Resetknopf am Maischkessel drücken. Wenn du keinen Resetknopf hast, reicht es meistens, den Einkocher zu säubern. Wenn du aber keinen zweiten Einkocher hast, ist die Würze leider dahin. 

    • Manche Maischekessel sind einfach murks oder wie meine Mutter zu sagen pflegt: "Kaufste billig, kaufste zweimal."


Fehlende Geduld: Ist in so ziemlich jedem Brauschritt problematisch


  • 💩 Das Problem: Egal wer dir rät, dein Bier nach drei Tagen Gärung abfüllen, zeig ihm einen Vogel. Gönn dir mindestens 7 Tage Gärung bei obergärigen Bieren. Ich lasse meine Biere sogar 10 Tage im Fermenter. Warum? Weil ein nicht vergorenes Bier in der Flasche weitergären kann.  

  • 🔍Was ist passiert? Zu viel Druck / kleine Erschütterungen / Temperaturunterschiede lassen deine Flaschen “explodieren”. Das will doch wirklich niemand.  

  • 💡Was habe ich gelernt:

    • Halte dich an das Rezept, nicht an gut gemeinte Ratschläge. 

    • Über ein Hydrometer (Hydrom, Tilt etc.) kannst du ganz genau nachverfolgen, ob die Hefe noch arbeitet. 

    • Am Ende hilft auch ein Cold Crush, um die Hefe zu deaktivieren. 



Lippe Red Ale: Tolle Farbe, viel zu fruchtig :-(
Lippe Red Ale: Tolle Farbe, viel zu fruchtig :-(

Gärtemperatur (zu hoch): Hey Holger, deine Biere schmecken immer so fruchtig. Wie machst du das?


  • 💩 Das Problem: Vor ein paar Jahren wollte ich ein klassisches Brown Ale kreieren. Schön malzig und wenig karbonisiert. Im Glas hatte ich dann zwar die richtige Farbe, aber das Bier war viel zu fruchtig.

  • 🔍Was ist passiert? Vergoren habe ich mit der Liberty Belle M36, einer obergärigen Hefe, die am besten zwischen 18 - 23 ° Celsius arbeitet. Damals war Gärführung / Temperaturkontrolle noch kein Thema für mich. Ich wusste einfach nicht, was das ist. Die Gärtemperatur lag mit konstant 23 ° Celsius zwar in der Range, betonte aber zu stark die Bildung von Frucht- oder Esteraromen. Die Gärung war in 2-3 Tagen durch, aber so richtig zufrieden war ich nicht. 

  • 💡Was habe ich gelernt:

    • Temperaturführung beim Gären optimieren (entweder mit Thermometer, Hydrometer oder Gärtank mit automatischer Gärführung).

    • Auf das Kleingedruckte achten: Ohne Hefe kein Bier. Aber auch mit Hefe jede Menge unterschiedliche Biere. Wenn du klassische Bierstile brauen möchtest, informiere dich vorher in Blogs oder Rezeptbüchern über Gärtemperatur und Co. 






Zu hohe Karbonisierung: Wenn dir der Korken um die Ohren fliegt 


  • 💩 Das Problem: Mein letztes Blonde  war nicht nur im übertragenen Sinne eine Bombe. Ich hatte regelmäßig Angst, dass mir die Korken um die Ohren fliegen. 

  • 🔍Was ist passiert? Ich habe nach Standardrezept gebraut. Die Sudhausausbeute war viel besser als erwartet, dementsprechend hatte mein Blonde deutlich mehr Alkohol und noch zu viel Restsüße. Leider habe ich das beim Karbonisieren der Flaschen vergessen. Die Folge: Kleine Drucktanks, die nur darauf warteten, geöffnet zu werden.

  • 💡Was habe ich gelernt:  

    • Die Zuckermenge beim Karbonisieren immer dem zu verarbeitenden Produkt anpassen. 



💩 Fuckup Fazit

Jeder Hobbybrauer macht Fehler - das gehört zum Lernprozess dazu. Das Wichtigste ist, aus diesen Fuckups zu lernen und sie als Chance zur Verbesserung zu sehen. Mit jeder Brauaktion wirst du erfahrener und dein Bier wird besser.


Prost auf alle Hobbybrauer da draußen! Mögen eure zukünftigen Brauversuche erfolgreich und lecker sein.


👉 Nun seid ihr dran: Was sind eure Fuckups? Welches Bier ist bei euch in die Hose gegangen?

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Biersommelier OWL

Holger Dülberg

Biersommelier, Hobbybrauer und Marketingmensch

Kantstraße 10

32791 Lage

+49 176 - 240 75 837

holgerduelberg @ gmail.com

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